Freimaurer

„Die Freimaurerei einzuführen, wo sie bisher nicht war, ist niemals ratsam. Wo sie einmal eingeführt ist, wird das Gouvernement versuchen, sie zu beherrschen und unschädlich zu machen. Die Konfirmation (Zustimmung) durch die Landesherren ist die Bedingung einer jeden freimaurerischen Konstitution. Als man bei dem Eindringen der Franzosen gewahr wurde, daß diese die Freimaurerei schätzten, an ihr hingen und sich durch dieses Mittel besänftigen ließen, entstand in Deutschland ein allgemeiner Wunsch, diesen alten Talisman wieder hervorzusuchen. … Welches politische Gewicht eine Freimaurerloge in Jena erlangen könnte, wenn sie tätige und unternehmende Menschen an der Spitze hätte, läßt sich sehr bald einsehen. Wie könnte es ratsam sein, eine Korporation, die so mächtig werden kann, und die man ohne Eklat und Verdruß nicht wieder los wird, noch dazu in einer Zeit, wo unsere äußeren Verhältnisse hoffen lassen, in alles Innere mehr Einigkeit zu bringen. Man male sich die Möglichkeiten aus, welche die Freimaurer an der Uni Jena hätten! Junge Professoren würden, je nachdem zu welcher Partei sie halten, mehr oder weniger unter Druck und Abhängigkeit geraten. Welch schöne Gelegenheit hätten dann die Freimaurer, wenn sie ihrem Gegner ein Viertelsleben verkümmern könnten. Was würde erst werden, wenn der Meister vom Stuhl auf dem Würdigsten lastet und den Unwürdigen bevorzugt. … Ich will aber nicht leugnen, daß diese maurerischen Ordenswesen in großen Städten, auf die rohe Massen ganz günstig gewirkt haben und wirken mögen. Auch in kleineren Orten, wie z.B. Rudolstadt, dient eine solche Anstalt zu einer Form der Geselligkeit.“ Quelle: JW Goethe, 1807 in ´Die Freimaurerei in Jena betreffend´, erst 1905 veröffentlicht!!!