Arbeitsteilung

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historisches

Die erste ´produktive´ Arbeitsteilung gab es schon in der Urgesellschaft (siehe Steinzeit und Urgesellschaft).

„Die Zusammenarbeit mehrerer Arbeitskräfte, entweder in demselben oder in verschiedenen aber zusammenhängenden Produktionsprozessen, nennt sich Kooperation. Der Mensch ist ein Herdentier, ein soziales oder gesellschaftliches Wesen – und produziert demzufolge auch als gemeinschaftliches Wesen. Arbeitsteilung ist so alt, wie die Menschheit selbst. Sie beginnt schon bei der geschlechtlichen Fortpflanzung (wobei ich damit nicht behaupten möchte, daß Fortpflanzung Arbeit ist), setzt sich über die arbeitsteilige Erziehung des Nachwuchs fort (Vater jagt, Mutter kocht das Essen), bis hin zum Austausch zwischen Stammesangehörigen. Der eine schnitzt die Pfeile, die der andere zum jagen braucht, wobei der Pfeileschnitzer für seine Produkte nach der Jagd ein Stück Fleisch vom erlegten Mamut abbekommt. Andere Stammesmitglieder wiederum gerben die Felle um daraus Kleidung und Zelte herzustellen. All diese Arbeiten sind so alt wie die Menschen selbst, also schätzungsweise 5 Million Jahre.“ Chronik der Erde, S. 410, 417, 468, ff

Die erste große gesellschaftliche Arbeitsteilung vollzog sich mit der Trennung von Ackerbau und Viehzucht um 8.300 vuZ (siehe 8.300 vuZ Ackerbau).
Die zweite große gesellschaftliche Arbeitsteilung erfolgte durch die Herausbildung der Handwerker im 6. bis 5. Jahrtausend vuZ (siehe 6.000 vuZ Handwerk).
Die erste und zweite gesellschaftliche Arbeitsteilung erforderten einen Austausch der hergstellten Produkte im großen gesellschaftlichen Rahmen. Der Austausch der verschiedensten Gebrauchsgegenstände zwischen allen Mitgliedern der Gesellschaft führte notwendigerweise zur Herausbildung des Handels (ebenfalls im 6. bis 5. Jahrtausend vuZ).

Hauptartikel

bei Platon

„Die Ursachen der Arbeitsteilung sieht Platon in der Vielfalt der Bedürfnisse des Einzelnen und der relativen Einseitigkeit seiner Fähig- und Fertigkeiten.“ Platon: De Republika, zit bei KM: Das Kapital, Bd.1, S.387, F80

1776 bei Adam Smith

siehe Kapitel 1 im Reichtum der Nationen

„Wenn sich die Arbeitsteilung völlig durchgesetzt hat, kann [brauch] ein Mensch nur noch einen sehr kleinen Teil seines Bedarfs an Gebrauchswertgegenständen durch seine eigene Arbeit herstellen. Den weitaus größten Teil davon erlangt er durch den Austausch der Produkte, die er zwar selber hergestellt hat aber nicht zur Befriedigung seiner eigenen Bedürfnisse braucht, gegen die Arbeitsprodukte anderer Menschen, die jene gerade nicht benötigen. Jeder lebt also vom Austausch.“ AS, übersetzt d P Thal in Reichtum, S.31, adapt d IE_2018

1867 bei Karl Marx

„Jedem beweist seine eigne Erfahrung, daß, wenn man Hand und Geist immer derselben Art von Arbeiten und Produkten zuwendet, man diese leichter, reichlicher und besser herstellt, als wenn jeder einzeln für sich das, was er benötigt, herstellen würde … Auf diese Weise teilen sich die Menschen zum Nutzen der Allgemeinheit und zu ihrem eignen Vorteil in verschiedene Klassen und Stände.“ Cesare Beccaria, „Elementi di Econ. Publica“, ed. Custodi, Part. Moderna, t. XI, p. 28. zit in KM: Das Kapital, Bd.1, S.386, F77
„Die Teilung der Arbeit geht von der Trennung der verschiedenartigsten Professionen fort bis zu jener Teilung, wo mehrere Arbeiter sich in die Anfertigung eines und desselben Produkts teilen, wie in der Manufaktur.“ (Storch, „Cours d’Écon. Pol.“, Pariser Ausgabe, t. I, p. 173.) „Wir begegnen bei den Völkern, die eine gewisse Stufe der Zivilisation erreicht haben, drei Arten von Arbeitsteilung: die erste, die wir die allgemeine nennen, führt die Scheidung der Produzenten in Landwirte, Gewerbetreibende und Kaufleute herbei, sie entspricht den drei Hauptzweigen der nationalen Arbeit; die zweite, die man die besondere nennen könnte, ist die Teilung jedes Arbeitszweigs in Arten … die dritte Arbeitsteilung endlich, die man als Teilung der Arbeitsverrichtung oder als Arbeitsteilung im eigentlichen Sinne bezeichnen sollte, ist diejenige, die sich in den einzelnen Handwerken und Berufen herausbildet … und in den meisten Manufakturen und Werkstätten Fuß faßt.“ (Skarbek, l.c.p. 84, 85.) zit in KM: Das Kapital, Bd.1,S. 371, Fußnote 50
„Verglichen mit einer gleich großen Summe vereinzelter individueller Arbeitstage, produziert der kombinierte Arbeitstag größere Massen von Gebrauchswert und vermindert daher die zur Produktion eines bestimmten Nutzeffekts nötig Arbeitszeit. Ob er im gegebenen Fall diese gesteigerte Produktivkraft erhält, weil er die mechanische Kraftpotenz der Arbeit erhöht oder ihre räumliche Wirkungssphäre ausdehnt oder das räumliche Produktionsfeld im Verhältnis zur Stufenleiter der Produktion verengt oder im kritischen Moment viel Arbeit in wenig Zeit flüssig macht oder den Wetteifer der einzelnen erregt und ihre Lebensgeister spannt oder den gleichartigen Verrichtungen vieler den Stempel der Kontinuität und Vielseitigkeit aufdrückt, oder verschiedene Operationen gleichzeitig verrichtet oder die Produktionsmittel durch ihren gemeinschaftlichen Gebrauch ökonomisiert oder der individuellen Arbeit den Charakter gesellschaftlicher Durchschnittsarbeit verleiht, unter allen Umständen ist die spezifische Produktivkraft des kombinierten Arbeitstags gesellschaftliche Produktivkraft der Arbeit oder Produktivkraft gesellschaftlicher Arbeit. Sie entspringt aus der Kooperation selbst. Im planmäßigen Zusammenwirken mit andern streift der Arbeiter seine individuellen Schranken ab und entwickelt sein Gattungsvermögen. Kolossal zeigt sich die Wirkung der einfachen Kooperation in den Riesenwerken der alten Asiaten, Ägypter, Etrusker usw. Die Macht asiatischer und ägyptischer Könige oder etruskischer Theokraten usw. ist in der modernen Gesellschaft auf den Kapitalisten übergegangen, ob er nun als vereinzelter Kapitalist auftritt, oder, wie bei Aktiengesellschaften, als kombinierter Kapitalist. Die Kooperation im Arbeitsprozeß, wie wir sie in den Kulturanfängen der Menschheit, bei Jägervölkern oder etwa in der Agrikultur indischer Gemeinwesen vorherrschend finden, beruht einerseits auf dem Gemeineigentum an den Produktionsbedingungen, andrerseits darauf, daß das einzelne Individuum sich von der Nabelschnur des Stammes oder des Gemeinwesens noch ebensowenig losgerissen hat wie das Bienenindividuum vom Bienenstock. Beides unterscheidet sie von der kapitalistischen Kooperation. Die sporadische Anwendung der Kooperation auf großem Maßstab in der antiken Welt, dem Mittelalter und den modernen Kolonien beruht auf unmittelbaren Herrschafts- und Knechtschaftsverhältnissen, zumeist auf der Sklaverei.” KM: Das Kapital, Bd.1; S.348-355
„Die individuelle Produktion eines Einzelnen, also die alleinige Herstellung eines Gebrauchsgegenstandes durch eine einzige, einzelne Person dürfte ein Mythos sein; ein Extrempunkt der nur theoretisch erreichbar ist. In Praxis haben die Menschen schon immer kooperiert, selbst wenn einer alleine Arbeitet und dabei die Nägel eines anderen verwendet. Der Produktionsprozeß ist demnach schon seit Urzeiten ein gesellschaftlicher Prozeß. Wenn sich die Arbeitsteilung aufgrund immer weiter fortschreitender Spezialisierung immer mehr aufsplittert, wird der Einzelne für den Gesamtprozeß immer unbedeutender. Er wird zu einer Zelle des Gesamtorganismus. Aufgrund der gemeinschaftlichen (kooperativen) Produktion kommt es zu gesellschaftlichen Verhältnisse, worin die Arbeit des einen zur Existenzbedingung des andern wird.“ KM: Das Kapital, Bd.1, S.531ff

Ursachen für die Arbeitsteilung

Eine der Hauptursache für die Arbeitsteilung dürfte das Streben nach Effizienz sein. (Effizienz im Sinne, von möglichst schnell mit einer bedürfnisbefriedigenden Arbeit fertig zu werden.) Effizienz erfordert Spezialsierung und Spezialsierung erfordert die Arbeitsteilung. [IE, 2018, nach Anregung durch A Smith: Reichtümer, S.20]

Folgen der Arbeitsteilung

Arbeitsteilung erfordert den Austausch (siehe Artikel in konsIkon).
Arbeitsteilung und Austausch ermöglichen die Spezialisierung (siehe Artikel im Lexoekon).
Arbeitsteilung und Spezialisierung führen zur Steigerung der Arbeitsproduktivität (sieh Artikel im Lexoekon).
Arbeitsteilung und Spezialisierung führen zum Mehrprodukt (siehe Artikel im Lexoekon).
Arbeitsteilung und Spezialisierung führen zur Entfremdung.
Arbeitsteilung und Spezialisierung führen zur gegenseitigen Abhängigkeit (siehe A Smith in Reichtum, Kapitel 2)
Arbeitsteilung und Spezialisierung für zur Entstehung von Klassen und Schichten. (Zitat: „Die Arbeitsteilung führt ab einer gewissen Entwicklungsstufe zur Unterteilung der einzelnen Gewerke und einer gesellschaftliche Unterscheidung zwischen Kopf- und Handarbeit.“ Platon in Republika, 400 vuZ, zit in KM: Das Kapital, Bd.1, S. 387u. Als Beispiel siehe auch 17.500 vuZ Beginn der ägyptischen Priesterschaft.)

Querverweise

430 vuZ Isokrates (siehe Artikel in der ChroniWi)
1776 Adam Smith in Wealth of Nations (dt Übersetzung Reichtum der Nationen, Kapitel 1, Kapitel 2, Kapitel 3)