Gott

image_pdfimage_print

aramäisch = rucha

Definitionsversuch

„Man soll sich von Gott kein Bild machen“ ist eine Aufforderung im Alten oder Neuen Testament. Der Mensch braucht aber Bilder für seine Vorstellungen. „Es gibt nur den einen Gott“ und man soll „neben ihm, keine anderen Götter dulden (huldigen, anbeten)“ ist eine andere Aufforderung. In allen anderen Religionen (außer der jüdischen) gibt es aber eine Unzahl von Göttern. Was kann man sich also unter dem Begriff ´Gott´ vorstellen | verstehen? Egal ob es nun der EINE Gott sein soll, oder einer der vielen anderen.

Gehen wir einmal von zwei Tatsachen aus:
1. Es ist eine anerkannte, physikalische Tatsache, daß man alle materiellen Dinge | Gegenstände | Körper | reale Mengen nur über ihre Eigenschaften beschreiben kann.
2. Zum Ausdrücken von Eigenschaften gibt es Wörter, die wir auch als Adjektive bezeichnen: ruhig, laut, warm, kalt, hell, dunkel, etc. pp. Diese Adjektive können durch die Endungen ~heit oder ~keit (wie z.B. Schönheit, Häßlichkeit) in Substantive überführt werden. Weil Substantive normalerweise materielle Gegenstände bezeichnen (der Tisch, der Stuhl) erhalten die Eigenschaften durch ihre Substantivierung mittels hinzufügen einer Endung eine Art Eigenleben. Aus der Eigenschaft ´schön´ (z.B. die schöne Frau) wird ´die Schönheit´ – quasi etwas Eigenständiges, was es scheinbar auch ohne die Frau gibt. Eine Eigenschaft kann aber immer nur eine Eigenschaft von irgendetwas Materiellem sein. Die Eigenschaften hängen untrennbar an der Materie, aber ohne zugrundeliegender Materie gibt es keine Eigenschaften.

So wird aus ´göttlich´ die Gottheit oder der Gott. Mit ´göttlich´ meinen wir i.a. etwas Vollkommenes. Die Vollkommenheit ist aber auch nur eine Eigenschaft (Endung ~heit), die zwar schwer zu definieren ist, aber mit etwas Materiellem verbunden sein muß! So könnte mit Gott das gesamte Universum mit all seinen Eigenschaften und Zusammenhängen gemeint sein. Gott und Universum könnten also zwei verschiedene Begriffe für ein und dasselbe sein. Je nachdem durch welches Bildungssystem jemand geprägt wurde, wird der eine halt diesen, der andere jene Begriff verwenden. Der Katholik nimmt das Wort ´Gott´ und der Physiker den Begriff ´Universum´, um am Ende von etwas ganz Materiellem zu sprechen. (Achtung! Die Sprache selbst scheint etwas Immaterielles zu sein (Schwingungen und Wellen) – aber auch dieses Immaterielle gibt es nicht ohne Materie.)

„Das Sein (das Dasein ) ist unvergängliche Substanz, Leben aus sich selbst, auf aramäisch = garma.“ Franz Alt, Die LIEBE, S.91

Kommentar: Wieder so eine verhängnisvolle Verwechslung von Substanz und Eigenschaft. Leben und Dasein sind Eigenschaften, keine (materiellen) Substanzen.

„Wenn Gott die unsterbliche Einheit von Geist + Energie + Substanz ist, dann existiert er in allem Sein, vom einzelnen Atom bis zum unendlichen Kosmos, vom Einzeller bis zum geistbegabten Menschen.“ Franz Alt, Die LIEBE, S.91

Kommentar: Ja, es gibt einen untrennbaren Zusammenhang zwischen Materie (= Substanz) und ihren Eigenschaften (z.B. Energie) – und wenn genügend komplexe materielle Strukturen vorliegen, kann es auch so etwas wie Denken geben, was manche ja schon als Geist bezeichnen. Ja, man kann die Summe aller Zusammenhänge auch Gott nennen – aber wem hilft das?

„Gott ist ein Geistwesen“ Rückübersetzung von Joh 4,25, zit in Franz Alt, Die LIEBE, S.91

Kommentar: Es ist die alte Schwierigkeit mit der Substantivierung von Eigenschaften. ´Geistig´ ist eine Eigenschaft – und da Eigenschaften ohne Materie nicht existieren, suchen die Menschen nach etwas Dinglichem (Materiellen) was diese Eigenschaft besitzt – und dabei merken Theologen und religiöse (spirituelle) Menschen überhaupt nicht, daß die Menschen es sind, die diese Eigenschaft haben.