Geldmengen-Preis-Problem

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zuvor

250 uZ Silbergehalt des römischen Denar
1364 Nikolaus Oresme
1504 Geldtheorie des Nikolaus Kopernikus
1500-1600 Preissteigerungen

Hauptartikel

„Im Brennpunkt des Problems steht der Zusammenhang zwischen Preisniveau und Geldmenge. Das Problem trat in der Geschichte bereits mehrfach auf (siehe 250 uZ und Preissteigerungen im 16. Jh) und wurde bereits 1364 von Nikolaus Oresme und 1504 von Nikolaus Kopernikus untersucht. Beide kamen zu dem Schluß, das es wohl an den ungeheuren Silbermengen liegen muß, die zur damaligen Zeit von Amerika nach Europa transportiert und zu Münzen verarbeitet wurden. Leider gehen weder Nikolaus Oresme noch Nikolaus Kopernikus auf den ausbeuterischen Charakter der Aneignung des Silbers durch die herrschende Schicht ein. (Zu den Arbeitsbedingungen in den Silberminen der amerikanischen Kolonien siehe 1535 Silberbergbau in Südamerika.) In der Zeit nach 1793 wiederholte sich das Problem auf einer anderen Ebene. 1793 trat England in den Koalitionskrieg gegen Frankreich ein. Aus welchem Grund auch immer floß das in der Bank of England deponierte Gold ins Ausland ab, so daß die Bank of England nicht mehr in der Lage war, es gegen die dafür ausgegebenen Banknoten einzulösen. In diesen Sog gerieten auch die Noten der Country Banks, da den Inhabern der Banknoten gesetzlich verbrieft war, diese auf Verlangen in Noten der BoE eintauschen zu können. In dem Bank Restriction Act von 1797 wurde beschlossen, die Konvertibilität der englischen Banknoten vorübergehend aufzuheben. Da die BoE weiter Kriegskredite gewährte und Wechsel diskontierte, stieg die nominelle Menge ihrer Banknoten in Pfund weiter an. Ab 1800 waren dann merkliche Preissteigerungen zu konstatieren. (FH,S.7) Vor diesem Hintergrund tobte ein Ringen, wie man diese Phänomene erklären könne. In der zwischen 1797 bis 1821 ausgefochtenen Bullion-Kontroverse vertrat David Ricardo den Standpunkt, daß die Wurzel allen Übels die exzessive Ausgabe inkonvertibler Banknoten sei. Die Direktoren der Bank of England waren aber der Ansicht, daß ungedeckte Noten durchaus wertstabil seien, wenn sie durch die Hereinnahme guter Handelswechsel in den Verkehr gebracht wurden. FH,S.7
Zur Wertproblematik von Wechseln siehe Artikel Wechselreiteri
„1821 setzte das englische Parlament den 1819 gefaßten Beschluß um, wieder zur Konvertibilität der Noten zurückzukehren. Seit 1827 wurde die sogenannte Palmers-Rule asymmetrisch durch die BoE angewendet, was allerdings erst 1832 zugegeben wurde. Die Palmers-Rule verlangte eine Dritteldeckung der Noten durch Gold. Verringerte sich aber der Goldbestand in den Tresoren der Bank, konnte der Notenumlauf gar nicht entsprechend reduziert werden, weil diese ja in den Händen der anderen Wirtschaftsteilnehmer waren. Vergrößerte sich hingegeben der Goldbestand in den Tresoren der BoE, wurde die Notenausgabe wieder exzessiv ausgedehnt. So stieg die Papiergeldmenge ständig weiter an. Selbst der 1844 verabschiedete´Bank Charter Act´, wonach eine Volldeckung des Papierpfundes durch ein Goldpfund gewährleistet sein sollte, wurde immer dann außer Kraft gesetzt, wenn dessen Erfüllung gefährdet war. Mit Ausbruch des 1. Weltkrieges wurde die Golddeckung von Papiergeld endgültigt beendet und die weltweite Papiergeldmenge, welche nunmehr von der ´Goldfessel´ befreit war, wächst in astronomische Größenordnungen. FH, S.7+8
Das Problem zwischen permanent steigendem Preisniveau und Geldmenge ist also nach wie vor nicht gelöst. Auch hier sollte sich jeder Werktätige die Gretchenfrage stellen: Wem nützt das?

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Quantitätsgleichung