Kaufkraft

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Um hinter den Wert des Geldes zu kommen, meinen viele Menschen auch, daß der Wert des Geldes so etwas wie eine Kaufkraft sei.

So wollen wir den Begriff ´Kaufkraft´ einmal näher untersuchen:
Das Wort ´Kaufkraft´ ist aus der Zusammensetzung der beiden Wörter ´kaufen´ (oder als Vorgang ´der Kauf´) und dem Wort ´Kraft´ entstanden.

Unter ´Kaufen´ verstehen so ziemlich alle den Tauschvorgang Geld gegen Ware (G ⇔ W), an dem mindestens 2 Menschen beteiligt sein müssen (der Geldbesitzer und der Warenbesitzer). Der Tauschvorgang ist im physiologischen Sinne eine Tätigkeit, im juristischen Sinne nur eine Veränderung der Eigentumsverhältnisse zwischen den beiden Tauschpartner. Darüber sind sich so ziemlich alle einig.

Für den Begriff ´Kraft´ gibt es mehrere Bedeutungen (siehe Artikel im Lexoekon) – es laufen aber so ziemlich alle auf die physikalische Eigenschaft hinaus, den Bewegungszustand eines Körpers mit der Masse m zu verändern (F = m * a). Ich glaube, daß unter ´Kaufkraft´ eher eine Eigenschaft verstanden wird. Kaufkraft ist demnach kein Wort zur Bezeichnung einer realen Menge.

Aufgrund den Regeln der deutschen Sprache übernimmt bei einem zusammengesetzten Wort (Kaufen + Kraft) der erste Wortteil die Funktion eines Adjektivs, der zweite Wortteil behält seine ursprüngliche Bedeutung. Unter Kaufkraft versteht man also die Kraft bei einem Kaufvorgang. Da es sich bei der Kraft um eine Eigenschaft handelt, bleibt auch die ´Kaufkraft´ ein Begriff zur Beschreibung einer Eigenschaft!!!

Nun legen Sie mal bitte einen 5 Euro Schein neben einen Sack Kartoffeln und beobachten deren Bewegungszustände! Bei mir sind beide Objekte (Körper / Dinge / Mengen) immer liegen geblieben 🙂

Selbst wenn man von der rein physikalischen Betrachtung der Kraft absieht, handelt es sich bei dem Wort ´Kraft´ eindeutig um eine Wort zur Beschreibung einer Eigenschaft. Man kommt also um die Unterscheidung von Objekt und Eigenschaft auch hier nicht umhin! Geld ist und bleibt ein Begriff zur Beschreibung einer realen Menge; Kaufkraft bleibt Begriffe zur Beschreibung einer Eigenschaft einer Geldmenge! Eine Eigenschaft ist aber niemals das Gleiche wie eine Objekt (Ding, reale Menge)!

Und nun kommt das Totschlagargument gegen die Kaufkraft schlechthin: diese Eigenschaft muß auch in der Ware stecken! Die Kaufkraft muß also nicht nur eine Eigenschaft des Geldes, sondern auch eine Eigenschaft der Ware sein. Die Ware müßte dann also die Kraft haben, das Geld an sich zu ziehen, sozusagen das Geld ´zu kaufen´. Den Vorgang W ⇔ G nennen wir aber verkaufen, also müßte aus der Kaufkraft eine Verkaufskraft werden. Wenn die Kaufkraft der Wert des Geldes sein soll, müßte die Verkaufskraft der Wert der Ware sein. Um vergleichbar zu sein, müßten sie die gleiche Größeneinheit haben. Und an dieser Stelle erhebt sich die Frage: Auf welche Grundeigenschaft ließe sich diese Eigenschaft zurückführen? Welche Größeneinheit haben Kauf- und Verkaufskraft?

In der naturwissenschaftlich konsistenten Ökonomie werden die ökonomischen Eigenschaften einer Geldmenge G über die 3 Größen Gebrauchswert, Produktwert und Tauschwert beschrieben.

Querverweise

1776 Verwendung des Begriffes bei A Smith in Wealth of Nations (siehe Link)
2014 Verwendung des Begriffes bei Tim Gudehus (Kommentar siehe Link)