Gleichgewichtstheorie

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Hauptartikel

„Die wirtschaftliche Gleichgewichtstheorie ist eine allgemein vorherrschende Auffassung über das ‚totale Konkurrenzgleichgewicht‘ und versucht die Optimierung der Wohlfahrt über die Herstellung eines Gleichgewichtes, nach dem die Märkte gemäß den Präferenzen aller Wirtschaftseinheiten durch die Verwendung eines exogen fixierten neutralen Geldbestandes geräumt werden. Geld sei dann neutral, wenn seine Verwendung Güterproduktion und Leistung nicht beeinflussen und das Funktionieren der Märkte unberührt läßt. Daneben macht sich verstärkt eine neue Theorie bemerkbar, für die das Geld und monetäre Kalkulationen die gesellschaftliche Ordnung mehr bestimmt als Ressourcennutzung, Güterproduktion und Austausch.“ HK,S. 14

Die Märkte werden dann geräumt, wenn es menschliche Bedürfnisse gibt, die durch die Nutzung der Produkte befriedigt werden. Ist ein spezielles Bedürfnis befriedigt (z.B. das nach Milch), kann noch so viel Milch auf dem Markt angeboten werden, er wird weder durch einen höheren Geldbestand noch durch niedrige Preise geräumt. Außerdem berücksichtigt die Gleichgewichtstheorie der Ökonomen überhaupt nicht die Aspekte der Akkumulation. Man kann doch nicht ständig sein Haus verkaufen, um dessen realen Wert zu erfahren.

„Die Gleichgewichtstheorie erfordert ein paar ´gedankliche Manipulationen´, ohne die sie nicht einmal theoretisch bestehen kann. Um jene ominöse Geldmenge zu ermitteln, welche sämtliche Märkte räumt, müßte das gesamte Angebot an Waren und Dienstleistungen in einer ´ökonomischen Sekunde´ alle erdenklichen Besitzer wechseln. Sämtliche Tauschvorgänge müßten lückenlos zu den angegebenen Preisen aufgehen. Dieser ´gedachte Zustand´ müßte sich in all seine zahllosen Bestandteile und Einzelvorgänge zerlegen lassen und berücksichtigt damit überhaupt nicht die zeitliche Schiene eines dynamischen Wirtschaftsprozesses. Aber selbst eine solche Stauchung aller mikrojuristischen Vertragsbildungen ermöglicht keine Synchronisation mit den makrojuristischen Geldschöpfungen.“ HK,S.21

Da hat Herr Kratzmann voll den Finger in der Wunde. Neben der Inkomparabilität von Geldmenge und Warenmenge hat die Gleichgewichtstheorie noch ein anderes, viel erheblicheres Problem. Was passiert nach der ökonomischen Sekunde? Angenommen es wurden sämtliche Waren und Dienstleistungen getauscht, jeder Bäcker konnte alle seine Brötchen verkaufen, jeder Hausbesitzer sein Haus, jeder Fabrikant seine Firma. Was macht der Bäcker aber dann mit dem Geld, wenn auch alle anderen Märkte leer geräumt sind? Wo schläft der ehemalige Hausbesitzer, wenn er sein Haus verkauft hat? Im Freien? Was macht der Fabrikant ohne seine Fabrik? Wem gehört sie danach eigentlich? Die Gleichgewichtstheorie ist also ein völlig beknacktes Hirnkonstrukt, welches überhaupt keinen Bezug mehr zur wirtschaftlichen Realität hat. Falsche Theorie sollte man dorthin ablegen, wo sie hingehören: in den Mülleimer der Geschichte.

„In der ökonomischen Sekunde des totalen Konkurrenzgleichgewichtes treffen unzählige Kombinationen des Kaufens und Verkaufens aufeinander. In dieser Sekunde kommt die Geldmenge, die zwecks Erwerbes aller Waren nachgefragt wird, mit der insoweit exogen fixierten Geldmenge zur Deckung.” HK,S.28

Herr Kratzmann, wie sie weiter oben schon selber festgestellt haben, gibt es die ökonomische Sekunde nicht im realen Leben. So brauchen Sie auch gar nicht erst versuchen, die durch die Zentralbanken hergestellte Geldmenge mit jener Geldmenge in Übereinstimmung bringen zu wollen, welche die Gesellschaft täglich für den Kauf der erforderlichen Waren und Dienstleistungen benötigt. Wenn Sie ein bißchen mehr Ahnung von zeitlichen Abläufen hätten, könnten sie selber feststellen, daß man durch die Streckung aller Tauschvorgänge nur einen einzigen Euro bräuchte, um alle Waren und Dienstleistungen zu tauschen.

„Ein Investor muß aus Profitgründen Waren herstellen und anschließend verkaufen. Dadurch vermehrt er den Reichtum, wodurch eine neue Gleichgewichtslage mit mehr Geld entstanden ist, was zu einer Summenkonstanz auf erhöhtem Niveau für zukünftige Geschäft führt.“ HK,S.45

Herr Kratzmann wirft zwar wieder alle Begriffe und Zusammenhänge durcheinander, aber ich möchte diese Ausführung deshalb zitiert, weil sie der direkt Beweis für die Fehlerhaftigkeit der ökonomischen Gleichgewichtstheorie ist. Ein Gleichgewichtssystem, was ständig seinen Arbeitspunkt verschiebt (Summenkonstanz auf höherem Niveua), verläßt irgendwann seinen Arbeitsbereich. Ich weiß, das Vergleiche hinken, aber irgendwie paßt zu der o.g. Äußerung eine Metapher aus der Biologie: die Körpertemperatur des Menschen. Hier liegt der Arbeitspunkt bei 37 °C bei dem sämtliche Stoffwechselvorgänge im energetischen Gleichgewicht sind. Bei einer niedrigeren Körpertemperatur wird der Stoffwechsel immer langsamer und kommt unter 15 °C Körpertemperatur völlig zum erliegen. Bei einer erhöhten Körpertemperatur kommt es ab 42 °C zur Eiweißgerinnung, d.h. die Proteine verlieren ihre Struktur und damit ihre Funktionsfähigkeit, so daß man quasi hart wie ein Ei wird. Sämtliche Stoffwechselvorgänge, welche erst das menschliche Leben ermöglichen, haben eine genau fixierte Gleichgewichtstemperatur, die permanent eingehalten werden muß. Eine Verschiebung dieses Arbeitspunktes um wenige Grad nach oben oder unten bedeutet den sicheren Tod.

„Allein die Marktteilnehmer spielen bei der gleichgewichtstheoretischen Markträumung nicht mit.“ HK,S.82

Welch schönes Eingeständnis, das dann mit der Gleichgewichtstheorie etwas nicht stimmen kann. Die Marktteilnehmer, also Sie liebe Leser, halten sich nicht an die Gleichgewichtstheorie der Ökonomen. Stellen Sie sich vor, es gäbe eine Theorie, wonach Äpfel in die Luft fliegen, wenn sie sich vom Baum lösen. Da sich die Äpfel aber nicht an diese Theorie halten, würde jeder vernünftige Mensch feststellen, daß diese Theorie falsch ist. Warum funktionieren die Beurteilungsmechanismen von richtig und falsch nicht in der Ökonomie? Ganz einfach: weil deren Theorien falsch sind!

Querverweise

Geldneutralität