Religion

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Ethymologische Herkunft des Begriffes

lat. re = dt. rück + lat. ligere = dt. verbinden ~ rückwirkend verbinden

Definitionsversuche

Religion ist ein Sammelbegriff für ein System von Glaubensgrundsätzen, welche als verbindliche Form oder Vorschriften (Dogmen) eingehalten werden müssen.
In der Religion werden die Produkte (Ausgeburten) des menschlichen Kopfes selbständige Gestalten, welche rückwirkend in Beziehung mit den Menschen treten. K Marx: Das Kapital, S. 86
Religion ist der Glaube an etwas Übersinnliches – Mythos der Glaube an etwas sinnlich Erfaßbares. H Seidel: Von Thales bis Plato
In der Religion werden die Ausgeburten des menschlichen Kopfes selbständige Gestalten, welche rückwirkend in Beziehung mit den Menschen treten. K Marx: Das Kapital, S. 86

Merkmale von Religionen

Ein Hauptkriterium jeder Religion, ist die Behauptung, im Besitz der alleingültigen Wahrheit zu sein.
Die gemeinsamen Merkmale aller Religionen: ein gemeinsames Bekenntnis, einen gemeinsamen Verhaltenscodex, eine Gemeinschaft von Gläubigen und Hohepriestern, die auf die strikte Einhaltung des Verhaltenscodex achten.

Grundlagen für Religionen

Der Glauben fängt dort an, wo das Wissen aufhört. Religion beruht auf Glauben, dem Glauben an Offenbarungen, die nichts weiter sind, als Märchen und Lügen.
Die aus dem Nichtwissen entspringende Angst vor den Vorgängen in der Natur war die Quelle aller Religionen und Göttervorstellungen.
In der Auseinandersetzung mit der Natur und der anfänglichen (aber auch späteren und andauernden) Unwissenheit entstand der Glauben. Das Bedrohliche wie das Lebenspendende bekam Namen, menschliche Wesenszüge wurden ihnen zugeschrieben.
Alle Dinge und Erscheinungen, die man sich nicht erklären konnte, wurden einem höheren Wissen, einer höheren Macht zugeordnet. Dieses höhere “Wesen” erhielt den Namen “Gott”.
Die Grundlage aller Religionen und Ideologien ist die soziale Unzufriedenheit im Alltag, meist gepaart mit psychischer Demütigung durch fremdbestimmte Wertemuster, welche ideale Voraussetzungen für religiöse Scharfmacher sind.
Eine weitere Grundlage für die Religion ist das Sicherheitsbedürfnis der Menschen. Sie sind immer auf der Suche nach einem sicheren Hafen, nach einer Instanz, die nicht manipulierbar ist. Quelle: Brand Eins, Heft 2/2003, S 92.

Die Basis ernährt den Überbau

Den Mönchen wurde die Aufgabe übertragen (oder sie haben sich diese selbst übertragen) die Lehren ihrer Heiligen zu lernen, zu erkennen, weitere Erkenntnisse zu erringen und das alles weiter zu geben. Da sie folglich weniger weltliche Arbeiten durchführen konnten, haben sie sich diese irdischen Mühsale schließlich ganz vom Hals geschafft und ggü dem einfachen Volk behauptet, sie dürften keine weltlichen Arbeiten verrichten. Damit konnten sie aber ihren materiellen Lebensunterhalt nicht bestreiten und waren von der einfachen irdischen Arbeit abhängig. Auch diese Abhängigkeit wurde geschickt umgedreht: Die Mönchen haben sich selber eine höhere Stellung verliehen und wollen oder müssen auch die einfachen Menschen zu dieser höheren Stellung führen. Die Intelligenteren nutzten ihren geistigen Vorteil, um die Unwissenden materiell zu unterdrücken.

ökonomischer Mißbrauch

Religionen nutzen menschliche Eigenschaften und Verhaltensweisen aus. Beispiele: Überordnung-Unterordnung, Unterwerfung – früher unter das Leittier der Herde, jetzt unter Gott. Gnade – aufgrund des eigenen Lebenserhaltungstrieb war das einzelne Gruppenmitglied auf die Gnade der Gemeinschaft angewiesen, welche im allgemeinen durch das Leittier zum Ausdruck gebracht wurde. Lleider ist diese Funktion aufgrund des häufigen Mißbrauchs in Form einer Einzelherrschaft oder Diktatur nur noch sehr hintergründig und unbewußt.
Der Glauben der “Blinden” (Unwissenden) wurde durch die “Einäugigen” (zuerst durch Priester, später durch die Herrscher, Könige und wie sie alle heißen) ausgenutzt und in Form der Religion institutionalisiert, weil man es nur mit „Dummen“ so bunt treiben kann, um eigene Interessen besser durchsetzen zu können.
Die Religion ist ein geeignetes Instrument, um die Menschen in Umwissenheit oder Halbwahrheiten zu halten und ihre Wünsche und Hoffnungen auf das Leben nach dem Tod zu lenken, um sie in Abhängigkeiten zu halten und sie an der Durchsetzung politischer und ökonomischer Freiheit gegen die Eliten der Gesellschaft zu hindern. Freier Blick 2003, S 68.
Religion ist ein Mittel, um die Menschen von der Selbstbestimmung abzuhalten und sie der Fremdbestimmung auszuliefern ohne daß es ihnen bewußt wird. Religionen lenken von den Mühsalen des Lebens (der Ausbeutung) ab, indem sie den Menschen auf die Zukunft; die Gerechtigkeit eines höheren Wesen, welches in der Zukunft richten wird; auf höhere, zu erreichende Erkenntnis, auf das „Jenseits“ vertrösten. Die Religion nutzt damit das Prinzip „Hoffnung“ aus. Religion, insbesondere die christliche, fordert die Armen und Ausgebeuteten dazu auf, sich in ihr Schicksal samt seiner Leiden zu ergeben (Jesus hat sich auch in das Leid der Kreuzigung ergeben!), wofür den Gläubigen die Erlösung im Himmel versprochen wird.
Die Religion ist das Herrschaftsinstrument machtgeiler, rücksichtsloser Menschen, die ggü anderen ein gewisses Maß an Einsichtskraft (und damit Bildung) mehr haben. Beispiel: “Gottes Weisheit ist in den großen Königen, Propheten und Weisen seines Volkes am Werk.” Deutung: Damit werden Menschen in Wissende und Unwissende differenziert und die Unterwerfung der Unwissenden gerechtfertigt und legalisiert.
Die Religion ist das Komplement, der Trost- und Rechtfertigungsgrund, das irreale Alibi einer schlechten Wirklichkeit. Marx, in Kritik der Hegel´schen Rechtsphilosophie
„Sie sang das alte Entsagungslied, das Eiapopeia vom Himmel, womit man einlullt, wenn es greint, das Volk, den großen Lümmel. Ich kenne die Weise, ich kenne den Text, ich kenn auch die Herren Verfasser. Ich weiß, sie tranken heimlich Wein und predigten öffentlich Wasser. Ein neues Lied, ein besseres Lied, o Freunde will Euch dichten! Wir wollen hier auf Erden schon das Himmelreich errichten. Wir wollen auf Erden glücklich sein, und wollen nicht mehr darben; Verschlemmen soll nicht der faule Bauch, was fleißige Hände erwarben. Es wächst hienieden Brot genug für alle Menschenkinder, auch Rosen und Myrten, Schönheit und Lust, und Zuckererbsen nicht minder. Ja, Zuckererbsen für jedermann, sobald die Schoten platzen! Den Himmel überlassen wir den Engeln und den Spatzen. Und wachsen uns Flügel nach dem Tod, so wollen wir euch besuchen dort oben, dann essen wir mit euch die seligsten Torten und Kuchen. Ein neues Lied, ein besseres Lied! Es klingt wie Flöten und Geigen! Die Misere ist vorbei – die Sterbeglocken schweigen.“ Wintermärchen, Caput 1
Die Religion ist eine der verschiedenen Arten des geistigen Jochs. Die Religion ist Ausdruck der Ohnmacht der Unterdrückten im Kampf gegen ihre Unterdrücker, wie der Glaube des Wilden an Götter, Teufel und Wunder im Kampf gegen die Natur. Die Religion ist ein Instrument der Unterdrücker, die Unterdrückten auf eine bessere Zukunft (im Himmel) zu vertrösten, und sich selber einen menschlichen Anschein zu geben. Die Religion ist das geistige Opium für das Volk. Lenin: Sozialismus und Religion

Überwindung der Religion

„Der religiöse Widerschein der wirklichen Welt wird erst dann verschwinden, wenn die Menschen die Verhältnisse ihres praktischen Werkeltagslebens auf durchsichtige und vernünftige Beziehungen zueinander und zur Natur darstellen.“ KM1, S. 94